Wie Tiemo Hauer in seinem Lied "Verzeihen kostet Zeit" so schön singt, kostet verzeihen Zeit. Doch wieviel Zeit? Wonach misst es sich? Beginnt es damit es dem anderen zu sagen? Oder können wir erst richtig verzeihen, wenn wir das ganze vergessen haben? Denn heißt es nicht auch "verziehen und vergessen"?
Richtig vergessen kann ich zum Beispiel nie. Irgendetwas erinnert mich letztendlich doch wieder an das getane. Würde das bedeuten, dass ich grundsätzlich nicht verzeihen kann? Das wäre natürlich für andere und auch für mich selbst sehr hinterlich. Niemand ist fehlerlos, auf kurz oder lang passiert immer etwas. Manches ist kaum der Rede wert, wie das zu spät kommen zu einer Verabredung. Was mit einem kurzen " Du bist zu spät" und einem bösen Blick bestraft wird. Anderes wiederum ist kaum zu verkraften, zum Beispiel betrogen zu werden. Mit ein paar Worten ist da nicht geholfen. Doch würden lange Reden und die Zeit etwas daran ändern?
Grundsätzlich hätte ich nein auf diese Frage geantwortet. Doch steckt man selbst in dieser Situation, sieht es ganz anders aus. Alles in mir schreit. Das Herz scheint gebrochen. Der Kopf will es nicht wirklich begreifen...und doch kommt diese eine Überlegung, Warum nicht verzeihen? Wieso nicht diesen einen Fehltritt erlauben? Soll alles umsonst gewesen sein?
Wir arbeiten immer daran Beziehungen standhaft aufzubauen. Mit großer Sorgfalt setzen wir Stein auf Stein um etwas überweltigendes zu formen. Bricht einer dieser Steine heraus, denken wir immer gleich alles fällt in sich zusammen. Meistens versuchen wir erst gar nicht, unser erbautes zu stützen. Wir geben es direkt auf. Doch für welchen Preis? Erbauen wir etwas nur um dabei zu zusehen wie es zerfällt?
Einem Menschen seine Fehler zu verzeihen zeugt von Größe!
Eine Größe die jede unserer Bauten weit über schreiten würde.
Doch in Momenten, in denen ich mich sehr klein fühle, verkrieche ich mich nur all zu gern in das kleine dunkle Loch, welches sich in mein lang ersehntes, schwer zu erbauendes Werk gefressen hat.
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